Cannabis: Potenzial und Risiken

By: | Tags: | Comments: 0 | Oktober 2nd, 2023

Seit 2017 hat der Gesetzgeber die Anwendung von medizinischem Cannabis nach ärztlicher Verordnung bei schweren chronischen Erkrankungen ermöglicht und damit eine Therapielücke bei chronischen Schmerzen, Schlafstörungen und anderen chronischen Beschwerden geschlossen. Zugleich ist Cannabis die beliebteste Droge unter Jugendlichen. Zehn Prozent aller Jugendlichen haben bereits Cannabis konsumiert. Diese Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren sogar fast verdoppelt. Verbote zeigen also offenbar kaum Wirkung. Eine Legalisierung könnte dazu führen, dass der Cannabiskonsum aufgrund einer kontrollierten Qualität keine schädlichen Verunreinigungen wie zum Beispiel synthetische Cannabinoide enthält und verstärkt über die korrekte Anwendung und mögliche Risiken aufgeklärt wird.

Konsumenten können „sauberes“ Cannabis nicht von verunreinigten Blüten differenzieren, da es sich sowohl im Aussehen als auch im Geruch und im Geschmack nicht voneinander unterscheidet. Synthetische Cannabinoide gehören zu den psychoaktiven Stoffen, können die Wirkung der Droge verstärken und unkontrollierbar machen. Durch eine Legalisierung und festgelegte Qualitätsstandards könnten diese schädlichen Mischungen reduziert werden.

Ein häufiges Argument für die Legalisierung ist, dass auch andere Drogen wie Alkohol oder Tabak in Deutschland legal gekauft und konsumiert werden können. Doch dieser Vergleich hinkt, denn auch diese Mittel sind nur aus historischen Gründen legal und können schwere Folgen für die Gesundheit haben. Weder Alkohol noch Tabak würde man heute als Lebensmittel und schon gar nicht als Medikament zulassen. Die negativen Auswirkungen dieser Substanzen sind hinlänglich bekannt.

Intensiver Cannabiskonsum kann das Risiko, an Psychosen, Depression oder Angststörungen zu erkranken, bei Jugendlichen deutlich erhöhen. Cannabisanwender haben dreimal so häufig psychotische Schübe wie Menschen ohne Kontakt zu Cannabis – und das Risiko erhöht sich mit steigendem Gehalt an THC, dem wichtigsten psychoaktiven Wirkstoff im Cannabis. Auch die Konzentrationsfähigkeit und die kognitiven Fähigkeiten können eingeschränkt werden. Ob auch Erwachsene von diesen Folgen betroffen sind, ist wissenschaftlich nicht belegt.

Ein weiteres Problem ist der steigende THC-Gehalt im Cannabis, der immer stärkere Rauschwirkungen verursacht, von durchschnittlich rund acht auf mehr als 18 Prozent. Gleichzeitig hat sich der zweite Hauptwirkstoff von Cannabis, Cannabidiol (CBD), verringert, der die negativen Aspekte des THC dämpfen kann und auch bereits medizinisch eingesetzt wird.

Das Gesundheitsrisiko von Cannabis hängt demnach stark davon ab, ab welchem Alter und wie häufig welches Cannabis konsumiert wird. Durch die Festlegung einer Altersgrenze, eines maximalen THC-Gehalts, einer Kennzeichnungspflicht für Zusatzstoffe und eine verlässliche, versierte das gesundheitliche Risiko erheblich reduziert werden.

Cannabisblüten und -extrakte sind gewiss keine gewöhnlichen Arzneimittel. Da es bei Cannabis (noch) keine einzeldosierte Darreichungsform mit einem definierten Wirkstoffgehalt wie Tabletten oder Kapseln gibt und das Anwendungsgebiet nicht eindeutig definierbar ist, kann eine sichere Anwendung erst nach umfangreicher Beratung und einer Ermittlung der passenden Sorte und Dosierung erfolgen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Cannabis ein umfangreiches Wirkungsspektrum aufweist und eine fast unüberschaubare Vielzahl an medizinischen Sorten angeboten wird, denen im Übrigen kein Beipackzettel beiliegt, in dem nachzulesen wäre, wie es anzuwenden ist oder welche Risiken es gibt. Cannabis wirkt auf das körpereigene Cannabinoid-System und verändert die Wahrnehmung. Es senkt die Schmerzempfindlichkeit und kann ein Hochgefühl hervorrufen. Zu den üblichen Wirkungen gehören unter anderem Müdigkeit, Mundtrockenheit, ein reduzierter Tränenfluss, Entspannung des Muskelapparats sowie eine Steigerung des Appetits. Es kann aber auch – abhängig von der Dosierung – zu Angstzuständen, Herzrasen und Halluzinationen führen.

Für die Anwender von medizinischem Cannabis stellen sich aber noch weitere Fragen: Welcher Arzt verordnet Cannabis? In welcher Apotheke kann das Cannabisrezept eingelöst werden? Welche Cannabissorte eignet sich für meine Beschwerden? Wie müssen die Cannabisblüten aufbereitet werden, um sie bestimmungsgemäß anzuwenden? Wie hoch sind die Kosten? Übernimmt die Krankenkasse die Kosten? Ist man als Cannabispatient berechtigt und in der Lage, ein Kfz zu führen? Wie ist das Zusammenspiel mit anderen Arzneimitteln? Die Beantwortung dieser Fragen obliegt augenscheinlich nur pharmazeutischen oder medizinischen Fachleuten, die sich mit der Thematik umfassend beschäftigt haben.

Cannabis ist ein starkes zentral wirksames Arzneimittel, das ein hohes Potenzial aufweist, therapeutisch sinnvoll eingesetzt zu werden, aber eben genauso erhebliche Risiken birgt. Ein unkontrollierter Zugang zu Cannabis durch die Legalisierung für Genusszwecke, wie vom Gesetzgeber angedacht, kann – wenn überhaupt – nur unter restriktiven Bedingungen einigermaßen sicher gestaltet werden. In der Neuen Apotheke
Stadthagen befassen wir uns bereits seit mehr als zehn Jahren mit dem Potenzial und den Risiken von medizinischem Cannabis. Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Nikolas Schäfer
Inhaber Neue Apotheke
Am Markt 5
31655 Stadthagen
Tel. 05721 / 2212
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